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    25.04.2023 | Beginn um 9:00 Uhr | Altes Kraftwerk, Birsstrasse 301, Basel, CH

GEMEINSAM DEN WEG FÜR GRÜNEN WASSERSTOFF EBNEN

Rund 400 Teilnehmende tauschten sich an unserem Trinationalen Wasserstoff-Forum über den zukunftsträchtigen Energieträger aus. Einig waren sich alle, dass unsere Region als Schweizer Hub für grünen Wasserstoff prädestiniert ist. Ebenso, dass es dafür ein gemeinsames kantons- und länderübergreifendes Engagement braucht.

Bei der Begrüssung betonte Handelskammerpräsidentin Elisabeth Schneider-Schneiter, dass grüner Wasserstoff (H2) grosses Potenzial habe, entscheidend zur Dekarbonisierung unserer Region und unseres Landes beizutragen. Die Schweiz müsse aber als international ausgerichtete Volkswirtschaft gemeinsam mit europäischen Verbündeten in eine nachhaltige Energiezukunft schreiten. Dem pflichtete auch Claus Schmidt, CEO IWB, zu und ergänzt: «Die zentrale Lage in Europa, unsere guten Verkehrsanbindungen, die Nähe zur künftigen H2-Pipeline der EU sowie die zahlreichen Industriebetriebe prädestinieren unsere Region als Wasserstoff-Zentrum der Schweiz». Mitorganisator Jürgen Schulz von der Klimaplattform der Wirtschaft rief dazu auf, aktiv zu werden, aber auch Geduld zu haben. Denn für den Ökostrom in grossen Mengen, die Grundlage für günstigen grünen Wasserstoff, benötige man neue Infrastrukturen. Planung und Bau dieser benötige wiederum viel Zeit – ein veritabler Stresstest für Investoren – ohne die sich gar nichts bewegen würde.

Weltweit im Aufbau

Pierre-Alain Graf, CEO GETEC-Gruppe, informierte über die globalen Entwicklungen zu H2 und dessen Relevanz für die Wirtschaft. Grüner Wasserstoff könne nur in Sonnen- und Windzonen in grossen Mengen produziert werden. Damit stelle sich die Frage, wie das brennbare H2, das viel Speicherplatz benötigt, sicher und effizient von den Erzeugern zu den Verbrauchern gebracht werde. Neben Pipelines sei auch der Transport auf dem Wasserweg denkbar. Diese Lieferketten seien weltweit bereits im Aufbau. Sicher sei, dass Infrastrukturen für den zukunftsträchtigen Energieträger Wasserstoff nur gemeinsam, länder- und unternehmensübergreifend, errichtet werden können.

easyJet entwickelt Wasserstoff-Motor für Flugzeuge

easyJet möchte bis 2050 ihr Netto-Null-Ziel erreichen, so Jean-Marc Thévenaz, CEO easyJet Schweiz. Ein Hebel dazu sei der Wasserstoffantrieb für Flugzeuge. Deshalb entwickelt das Unternehmen zusammen mit Rolls Royce einen Wasserstoff-Motor, der zurzeit getestet wird. Um in Zukunft auszureichende Mengen an Wasserstoff tanken zu können, müsse dieser stark komprimiert und gekühlt werden. Dies sei – ebenso wie die Lagerung und der Transport von H2 – herausfordernd. Thévenaz glaubt an die Zukunft von Wasserstoff und fordert die Politik in der Schweiz dazu auf, neben Photovoltaik und Windkraft auch in grünen Wasserstoff zu investieren.

Energieunternehmen investieren in H2

Im anschliessenden Gespräch mit den Energieunternehmen badenova aus Deutschland, GRTgaz aus Frankreich und den IWB aus der Schweiz zeigt sich, dass diese an grünen Wasserstoff als zukunftsfähigen Energieträger glauben und im Dreiland in Pilotprojekte, aber auch bereits grössere Anlagen investieren. Wasserstoff solle Dieseltreibstoffe und den Gebrauch von Erdgas in Industrieanlagen ersetzen. In fünf bis zehn Jahren werde sich der Wasserstoffverbrauch skalieren lassen. Die Industriekunden seien denn auch Treiber dieser Transformation. Wichtig ist, schon jetzt die Prozesse und Anlagen anzupassen, damit neben dem Anschluss an das europäische Netz auch der Anschluss der einzelnen Unternehmen gelingt.

H2-Projekte aus dem Dreiland

Wer sich in unserer trinationalen Region bereits wie für Wasserstoff engagiert, zeigte sich auch bei den Praxisbeispielen aus der Wirtschaft: So möchte NorthC ihre energieintensiven Datacenter bis 2030 CO2-neutral betreiben. Eine von vier Säulen dazu ist grüner Wasserstoff, mit dem beispielsweise die Notstromversorgung betrieben werden soll. H2 sei ein veritabler Gamechanger. Die Agglomerationsgemeinden im Raum Mulhouse setzen mit dem Projekt Hyperium auf Wasserstoff im öffentlichen Verkehr und in der Logistik. Der Gasnetzbetreiber R-GDS in Strassburg eröffnet noch in diesem Jahr Wasserstoff-Tankstellen und Haffner Energy möchte Biomasse zur Wasserstoff-Produktion nutzen. Aus 30 Tonnen Biomasse aus der Forst- und Landwirtschaft liessen sich 1 Tonne H2 produzieren. Im deutschen Whylen am Hochrhein nutzt Endress+Hauser eine Power-to-Gas-Anlage um überschüssigen Strom aus Wasserkraft in H2 umzuwandeln. Der Baumaschinenhersteller Liebherr hat einen robusten Wasserstoffmotor für schwere Baufahrzeuge wie Bulldozer, Kranfahrzeuge oder Bagger entwickelt. H2 ersetzt dabei den bisher gängigen Dieselkraftstoff. Die Prototypen kamen bereits bei Testfahrzeugen real zum Einsatz und haben sich bisher gut bewährt. Das Unternehmen EDF unterstützt wiederum mit seinem Know-how gleich mehrere H2-Projekte in unserer trinationalen Region. Unter anderem eine mit Hilfe von H2 CO2-reduzierte Düngermittelproduktion in Ottmarsheim, Frankreich.

Eine Übersicht über diese und weitere H2-Projekte finden Sie auf der interaktiven Karte der Initiative 3H2.

Gute Rahmenbedingungen für H2 schaffen

Am anschliessenden Panel diskutierten schliesslich Handelskammerdirektor Martin Dätwyler, Jacques Haenn, Regionaldelegierter Grand Est für France Hydrogène, Andre Olveira-Lenz, IHK Südlicher Oberrhein und Markus Bareit, Bundesamt für Energie, über die Rahmenbedingungen, um H2 als Schlüsselenergie voranzubringen.

Infolge der angespannten Energieversorgungslage habe die Abkehr von fossilen Energieträgern in Deutschland an Geschwindigkeit gewonnen. Frankreich investiere 9 Milliarden Euro in eine H2-Strategie, um die Industrie und den Schwerverkehr zu dekarbonisieren. Und die Schweiz? Martin Dätwyler bestätigt das grosse Interesse der Unternehmen der Region Basel an Wasserstoff: «Von unseren 30 Vorstandsunternehmen sprechen sich 28 dafür aus, in der Schweiz den Einsatz von Wasserstoff voranzutreiben. Lediglich zwei haben sich wegen des hohen Energieeinsatzes zur H2-Produktion kritisch zu dem Energieträger geäussert». Dätwyler fordert, offen gegenüber der neuen Technologie zu sein, Hürden für H2-Investoren zu beseitigen und Pilotprojekte rasch zu ermöglichen.

Einig waren sich alle: Wollen wir den Import, die Produktion, die Speicherung, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff im Dreiland vorantreiben, müssen wir uns vernetzen und koordiniert vorgehen. Entscheidend dabei ist auch der Anschluss an das Europäische Wasserstoffnetz «European Hydrogen Backbone». Gemeinsam schaffen wir es, den Weg für grünen Wasserstoff in unserer Region zu ebnen.

Hier geht es zu unserer Fotogalerie unseres Trinationalen Wasserstoff-Forums

Inmitten des Rhein-Alpen-Korridors – dem wichtigsten europäischen Verkehrskorridor – gelegen eignet sich die trinationale Region Basel als Drehscheibe, um grünen Wasserstoff zu importieren, zu lagern und zu verteilen. Bis 2050 läuft zudem der European Hydrogen Backbone, ein leistungsfähiges Pipelinesystem für Wasserstoff, quer durch Europa. Aber wie funktioniert grüner Wasserstoff überhaupt? Für was kann der Energieträger genutzt werden? Und was wir tun müssen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Hier geht’s zu unserem Kurzclip

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