Im Gleichschritt mit den Klimazielen der Schweiz verfolgt die Schweizer Gasbranche, organisiert im Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG, das Ziel einer klimaneutralen Gasversorgung bis 2050. Die Zwischenziele sind, bis 2030 15% und bis 2040 50% des Gasabsatzes durch erneuerbare Gase zu decken. Dem Wasserstoff kommen dabei zwei Rollen zu: als kohlenstofffreie Alternative zu Erdgas kann er als Brennstoff vorwiegend in zentralisierten Anwendungen wie in der Industrie und thermischen Netzen und als Treibstoff in der Mobilität eingesetzt werden. Und als saisonaler Energiespeicher macht Wasserstoff durch Elektrolyse Energie aus erneuerbarem Solar- oder Windstrom aus dem Sommer im Winter verfügbar.
Wasserstoff ist für die Schweizer Gasbranche ein länderübergreifendes Thema. Denn wie bereits bei der Erdgasversorgung wird die Schweiz für substanzielle Mengen an Wasserstoff auf Importe angewiesen sein. Die Zusammenarbeit mit dem Ausland ist auch in Bezug auf Wasserstoff als Energiespeicher ein wichtiges Thema, weil die Schweiz über keine eigenen saisonalen Gasspeicher verfügt. Ins europäische Gasnetz eingebunden sind die Voraussetzungen für die Beteiligung der Schweiz an der internationalen Wasserstoffwirtschaft vielversprechend. Teile des heutigen Transport- und Verteilnetzes können zu Wasserstoffnetzen umgenutzt werden, oder es werden lokal Wasserstoffnetze entstehen, als Inselnetze oder ans internationale Wasserstofftransportnetz angeschlossen. Die heutige Gasinfrastruktur wird so den Entwicklungen auf der Angebots- und Nachfrageseite im Bereich Wasserstoff angepasst und dazu beitragen, dass geringere Investitionen in den Ausbau von Stromübertragungs- und -verteilnetzinfrastrukturen nötig sind. Das ganze Energiesystem ist stabiler, flexibler und kostengünstiger. Für einen Anschluss ans europäische Wasserstoffnetz und um die Schweiz als H2-Transitkoridor zu positionieren, kommt der Transitgasleitung grosse Bedeutung zu. Sie leistet seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung der Schweiz und erlaubt Gasflüsse zwischen Deutschland, Frankreich und Italien in beiden Richtungen.
Eine nationale Wasserstoffstrategie für die Schweiz ist beim Bundesamt für Energie in Erarbeitung. Der VSG setzt sich schon seit längerem mit den technologischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Fragen rund um Wasserstoff auseinander. Gegenwärtig befinden sich verschiedene parlamentarische Vorstösse im politischen Prozess und erst kürzlich (per 1. Juli 2023) wurde das schweizerische Rohrleitungsrecht in der Weise angepasst, dass es auch den Bau und den Betrieb von Rohrleitungsanlagen zur Beförderung von Wasserstoff beinhaltet.
Eine Reihe von Pilotprojekten zu Produktion und Transport von Wasserstoff sind durch Unterstützung des VSG-Forschungsfonds zu Stande gekommen. Die verbandseigene Biogasförderung wurde auf Wasserstoff ausgeweitet. Und seit über einem Jahr informiert der VSG in Zusammenarbeit mit den Beratungsunternehmen E-Bridge und Polynomics mit dem H2-Barometer alle interessierten Kreise über die Herausforderungen und Lösungen im Bereich Wasserstoff in der Schweiz. Als Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen und Kooperationen im Bereich Forschung, Politik und Wirtschaft und als Akteur in einem nationalen und internationalen Netzwerk ist der VSG am Puls der H2-Entwicklungen.